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Physische Geographie. *
der höchsten Erhebung des Landes, alles fließende Was-
ser nach entgegengesetzten Senkungen dem -Meere oder
Landseen zuströmt.
Von dem westlichsten Ende Europa's bis zu der
nordöstlichsten Spitze Asiens geht ein zusammenhängen-
der Hauptgebirgszug, dessen Wasserscheide diesen beiden
Erdtheilen eine nördliche und eine südliche Haupt-
abdachung gibt. — Das Hauptgebirge dieses großen
Gebirgszuges in Europa sind die Alpen, deren Haupt-
stock der St. Gotthard und die umliegenden Berge bil-
den. Von hier aus verbreiten sich Aeste dieses Gebirges
nach allen Weltgegenden, a) Gegen Süden ziehen die
Penninischen, Grafischen, Kottischen und
Meeralpen an Italiens Westseite, die Apenn inen
durch die Italische Halbinsel, und die Gebirge Siciliens.
b) Gegen Westen stehen die Alpen vermittelst der Se-
vennen in Verbindung mit den Pyrenäen, die ihre
Zweige über die ganze Pyrenäische Halbinsel (Spanien
und Portugal) ausbrciten. o) Von den Alpen gegen
Norden zieht sich an der Granze der Schweiz und Frank-
reichs der Jura, dessen nördliche Fortsetzung zwischen
dem Elsaß und Lothringen Vogesen genannt wird,
cl) die Tyroler Alpen schließen sich auf der Ostseite
an die Alpen an, und, sich theilcnd in die No rischen,
Karnischen und Juli sch en Alpen, stehen sie mit
dem Balkan (H ä m u s) in der Türkei und den
Karpathen zwischen Ungarn und Galizien in Zusam-
menhang; letztere sind auch durch einen durch das mitt-
lere Deutschland laufenden Gebirgszug (den Here y Ni-
schen Wald der Römer) mit den Alpen verbunden. —
Das Uralgebirge, das Europa und Asien scheidet,
hängt durch einen südostwärts laufenden Gebirgsrücken
nutzem kleinen Altai zusammen, an welchen sich
der große Altai anschließt, der wiederum mit dem
Bogdo Ola, dem Mittelpunkte der Asiatischen Gebir-
ge, verbunden ist. Von diesem laufen wieder Gebirge
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italiens Spanien Portugal Frank- Elsaß Lothringen Türkei Ungarn Galizien Deutschland Europa Asien Bogdo_Ola
22t
stücke vom Berge los und überschütteten in Schilano ei-
nige Weinberge; zugleich brachten die Einwohner eines
andern Dorfes die Nachricht nach Plürs, daß die Nisse
des Berges bei den Lavezgruben sich zusehends erweiterten.
Aber die sicheren Einwohner von Plürs ließen sich durch
diese Zeichen nicht schrecken, sondern überließen an dem
heitern Abende sich ganz ihrem Vergnügen. Plötzlich riß
eine ungeheure Masse von dem Berg Konti sich los, fuhr,
wie ein Blitz herab, und in demselben Augenblicke waren
Plürs und Schilano mit allen ihren Einwohnern darunter
begraben. Es ertönte zugleich ein schreckliches Krachen,
die Erde bebte und ein dicker Dampf mit untermischtem
Feuer stieg auf. In dem benachbarten Eleven fielen große
Staubwolken herab und bedeckten die Straße; die Moira
blieb in ihrem Laufe 2 Stunden aus. Die Clevener,
welche diese Schrecknisse nicht zu deuten wußten, flohen
auf die Berge. Mit Anbruch des Tages eilten sie nach
Plürs und sahen nun das Unglück, wo keine Rettung mehr
möglich war; denn wo der Schutt am niedrigsten lag,
war er 60 Fuß hoch. Die Gewalt des Sturzes war so
groß, daß der Thurm der Marienkirche vom linken Ufer
der Moira an das rechte geschleudert war; dagegen fand
man am linken Ufer des Flusses einen Marmorftein, dessen
eingehauenes Familienwappen bewies, daß er zu einem
Hause am rechten Ufer gehört hatte. Von 2430 Ein-
wohnern in Plürs und Schilano waren nur drei, welche
sich zufälliger Weise entfernt hatten, gerettet.
193. Das Meer.
Auf offener See geht die Sonne nicht hinter einem
Berge unter, sondern sie scheint ins Meer hinunter zu
tauchen. Und des Morgens kommt sie nicht hinter einem
Berge hervor, sondern sie taucht auf der andern Seite
wieder aus dem Wasser herauf. Das ist ein prächtiger
Anblick, wenn man die Sonne im Abendroth ins Wasser
hinunter steigen sieht, als wollte sie sich baden. Es ist
aber auch ein schreckhafter Anblick, wenn man so um
und um Nichts als Wasser sieht.
Das dunkelblaue Meer ist nicht bloß so weit, daß
man sein Ende nicht sehen kann, sondern es ist auch so
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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46
Spitzen dieses Gebirges sind über 25,000' hoch (der Da-
wckla'giri, d. i. der weiße Berg, 26,460 (engl.) Das
längste und breiteste Gebirge, die Cordilerasdelos
And es, findet sich in Amerika; es ist über 1,700 Meilen
lang und 18 bis 24 Meilen breit. Die höchsten Punkte
desselben sind eine deutsche Meile hoch; denn der Ne-
vado de Sorata ist 23,644', der Nevado de Jlli-
mani 22,700' und der Chimborasso 20,100' übet dem
Meere erhaben. — Das Atlas ge dir ge im heißen Afrika
ist zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt; es erreicht eine
Höhe von 11,000'.
13. Das Hauptgebirge Europas sind die Alpen,
welche sich vom mittelländischen Meere an nordwärts er-
heben und ihren Mittelpunkt in der Schweiz haben. Mit
ihnen hängen die Apenninen zusammen, welche südöst-
lich durch ganz Italien gehen. Ein anderer Theil der
Alpen geht östlich durch Tyrol, Kärnthen und Krain bis
in die Türkei, hier Hämus oder Balkan genannt.
14. Ein anderer Ast der Alpen zieht sich nördlich
nach dem Rhein und bildet an dessen westlicher Seite die
Vogesen in Frankreich, die mtt dem Juragebirge
und den übrigen Gebirgen Frankreichs in Verbindung
stehen. Mit diesen hängen wieder die Pyrenäen und
andere Gebirge Spaniens und Portugalls zusammen. Auf
der rechten Seite des Rheins ist der Schwarzwald und
die rauhe Alb in Baden und Würtemberg eine weitere
nördliche Fortsetzung der Alpen.
15. Die höchsten Berge der Alpen sind: der Mont-
blanc, d. i. der weiße Berg, in Savoyen, 14,760', der
Montrosa 14,220', das Finfteraarhorn in der
Schweiz 13,200', das Schreckhorn 12,500', der St.
Gotthard 9,900' hoch.
10. Den Mittelpunkt der deutschen Gebirge bildet
das Fichtelgebirge, fast in der Mitte von Deutsch-
land. Es hängt westlich mit dem Spessart, nordwest-
lich mit dem Rhöngebirge, nördlich mit dem Thü-
ringer-Wald, östlich mit dem Erzgebirge und dem
Böhmer-Wald zusammen, und steht durch diese mit
den übrigen Gebirgen Deutschlands in Verbindung.
17. Zu den höchsten Bergen Deutschlands gehören:
der Ortler (Ortelles) in den Tyroler Alpen, 12,000';
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard_9,900'
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Afrika Europas Italien Tyrol Krain Rhein Frankreich Frankreichs Spaniens Rheins Schwarzwald Baden Würtemberg Savoyen Montrosa Schweiz Deutsch- Böhmer-Wald Deutschlands Deutschlands
318
a. I5ie Scsiweiz.
'Wenn wir die Schweiz an das deutsche Vaterland anreihen,
so geschieht dies wegen der nahen Verwandtschaft des Landes
und Volkes. Die Schweiz, das alte Helvetien, wurde in der Völ-
kerwanderung von deutschen Stämmen besetzt und bei weitem der
grösscste Theil behielt von da an deutsche Sprache und Sitte.
Nur ganz im Westen gewann die französische, im Süden die ita-
lienische Sprache die Oberhand. Ein besonderer Freistaat wurde
die Schweiz erst im 14. Jahrhundert durch die Schuld einiger ty-
rannischen Fürsten aus dem sonst wackeren Habsburger Geschlecht.
Aber die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und
der freien Tochter, der Schweiz, sind nie lange unterbrochen wor-
den. Kommst du nach Basel, Zürich oder Bern, so glaubst du
in einer echt deutschen Stadt zu sein und der allemannische Dia-
lekt wird auf den Alpen wie auf dem Schwarzwalde gesprochen.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft bildet jetzt einen Bundes-
staat von 23 kleinen Republiken, welche sich Kantone nennen.
Das ganze Gebiet enthält auf 750 Quadratmeilen 2 300000 Einwoh-
ner. Berge und Seen nehmen einen guten Theil des Bodens weg,
so dass der Ackerbau für den Bedarf nicht ganz hinreicht. Doch
herrscht unter der fleissigen Bevölkerung kein solcher Nothstand,
wie in vielen Gegenden Deutschlands.
120. b. Die Schweizer.
Die Schweizer sind ein tapferes, Hochherziges und freisinniges Volk.
Sie haben einen kräftigen Körperbau, , meist schwarze Haare und Augen.
Sie zeichnen sich durch ihren biedern, treuherzigen und gutmüthigen Cha-
rakter aus und sind als gastfrei bekannt. Ihre Heimath geht ihnen
über Alles. Bei Anstrengungen dauern sie unermüdlich aus und sind
sehr arbeitsam.
Viehzucht und Hirtenleben bildet im Gebirge des Schweizers Lieb-
lingsbeschäftigung. Der Senne zieht zu Anfang des Sommers mit seinen
Heerden auf die Alpen und bleibt daselbst, bis die rauhere Jahreszeit
ihn nöthigt, seine Hütte wieder aufzusuchen. Die Kühe, welche er wie
seine Kinder liebt, putzt er soviel als nur möglich mit Schellen, Glocken,
Halsbändern und Halskragen heraus. Eine Peitsche führt der Senne
nicht. Die Kühe verstehen seine Stimme und lassen sich nach dem Kuh-
reigen (eine Art Musik) leiten. Wenn der Senne auf die Alp zieht, so
folgen ihm zuerst drei bis vier Ziegen, dann die schönste Kuh mit großer
Glocke; dann kommen zwei andere Kühe, hierauf die übrige Heerde.
Den Zug beschließt der Stier, welcher den Melkstuhl zwischen den Hör-
nern trägt. Das Geläute einer solchen Heerde kostet oft über 100 Gul-
den. Der Senne selbst aber trägt nur einen einfachen Kittel und große
Holzschuhe. Seine Wohnung ist eine Hütte aus Balken und Steinen
zusammengesetzt. Alles Geschirr ist von Holz. In dieser Hütte hat er
seine ganze Milch- und Käsewirthschaft. Hier wohnt er, bis er die Alp
wieder verläßt, wobei er der Heerde vorangeht i,nt> auf dem Alphorn
den Kuhreigen bläs't.
{
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Helvetien Deutschland Schweiz Basel Deutschlands
324
wohl 75 Fuß) herabstürzt, macht eine ergreifende Wirkung, die sich
bei längerem Anschauen vom Bewundern und Anstaunen bis zum Ge-
fühl von Anbetung steigert. Schon 7, Stunde vor dem Falle vor der
Rheinbrücke bei Schaffhausen wird das Bette des Rheins so abschüssig,
und der Fluß selbst so reißend, daß alle Schiffe ausgeladen werden
müssen. Nahe vor dem Sturze werden aber seine Gewässer durch un-
zählige, theils verborgene, theils hervorragende Klippen in fürchterliche
Strudel und schäumende Wellen gespalten, bis er endlich an einer
vier Stockwerke hohen, steilen Felsenwand hinunterstürzt. Mitten in
dem Falle stehen 4 Felsen, welche den Sturz in 5 Fälle theilen. Etwa
200 Fuß vom linken Ufer entfernt, erhebt sich der erste Fels in sonder-
barer Gestalt. Zwischen diesem und dem User, wo hier das Schloß
Laufen steht, bildet der Rhein seinen Hauptsturz. Auf der Seite dieses
Schlosses ist die Höhe am bedeutendsten, nach der Flußseite zu nimmt
sie ab. Ohngefähr 50 Fuß von diesem ersten Felsen ragt der zweite
empor, welcher kegelförmig und der höchste von allen ist, und in glei-
cher Entfernung von diesem ein dritter niedriger und breiter Fels.
Steigt man von dem Schlößchen Lausen nach einem in dem Wasserfall
hineingebauten Gerüste, einer hölzernen Gallerie, wo man mitten unter
den brausenden Wogen steht, und Von dem beständig fallenden Staub-
regen benetzt wird, so hat man hier den besten Standpunkt zum ersten
und majestätischen Anblick des Wasserfalls, bis dahin, wo der vierte
Fels ihn noch einmal theilt. Will man aber den gesammten Fall be-
trachten, so muß man von dem Gerüste aufwärts nach dem Schlosse
selbst steigen; auf halbem Wege steht hier ein Lusthaus, aus dem
man gerade auf den Strom hinabsieht. Auf der rechten Ujerseite kann
man ebenfalls den Rheinfall von einem kleinen Schlößchen überblicken.
Dort zeigt sich derselbe zwar auch in seiner ganzen Breite; allein er
ist in dieser Entfernung gesehen, weder durch seine Höhe, noch durch
sein mächtiges Donnern und Stürzen, noch durch seine vielfachen
Schönheiten so ergreifend, wohl aber wird hier die schneeweiße Masse
des Schaums bei Sonnenschein zu einem blendenden Schauspiel. Auch
ist es nicht uninteressant, den Fall in der in einem Zimmer auf dem
Schloßthurm angebrachten Camera obscura zu betrachten. Noch ein
anderer durch Mannigfaltigkeit der Ansichten ausgezeichneter Stand-
punkt, um den Rheinfall von dieser Seite zu beschauen, ist unterhalb
bei den Mühlen von Neuhausen. Bei diesem Dorfe werden die Schiffe
wieder beladen, die bei Schaffhausen ausgeladen werden müssen; auch
ist hier ein bedeutender Lachsfang, da diese Fische nicht weiter den
Fluß hinauf gehen können.
123. Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard.
Der große St. Bernhard ist ein zu den Alpen gehöriger Berg
und liegt „zwischen der Schweiz und dem italienischen Königreiche Sar-
dinien. Über diesen Berg, zwischen seinen beiden über 10000 Fuß
hohen Spitzen, führt eine Straße aus dem deutschen Rhonethal nach
Italien. Der höhere Theil dieser Alpenstraße zieht ffch durch ein en-
ges, schauerliches Felsenthal, und auf der Höhe des Überganges steht
7 500 Fuß über der Meereöfläche und noch auf schweizerischem Boden
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
182
13. Die Alpenpässe.
Eine so ungeheure Gebirgskette, wie die Alpen, kann nicht nach
Belieben überschritten ober gar mit Fuhrwerk passirt werben. Auch die
niedrigsten Stellen des Gebirgskammes sind immer noch so hoch, als die
höchsten Gipset im Innern von Deutschland, dazu den größesten Theil
des Jahres mit Schnee bedeckt und von den aus den noch höheren Re-
gionen herabstürzenden Lawinen bedroht. Deßhalb hat man von den
ältesten Zeiten an sorgfältig diejenigen Gebirgspfade aufgesucht, welche
am ersten eine gefahrlose Passage zuließen. Dock) war kaum eine einzige
Alpenstraße aus Deutschland oder der Schweiz nach Italien von Natur-
fahrbar, sondern nur für Fußgänger und Lastthiere zugänglich. Seit
den Zeiten des Kaisers Napoleon hat man jedoch angefangen, durch
Kunst möglich zu machen, Was die Natur versagt hatte. Und die schönste
und bewundernswürdigste dieser Kunststraßen ist von der östreichischen
Negierung angelegt worden über das Stilfser Joch, aus Tyrol nach
Italien. Sie hat nur mit der ungeheuersten Anstrengung und den außer-
ordentlichsten Kosten hergestellt werden können, ist aber jetzt auch trotz
der Höhe von mehr als 8000 Fuß über dem Meere so vollkommen fahr-
bar, daß leichtes Fuhrwerk sogar im Trabe gehen kann. Natürlich hat
es dazu sehr vieler Krümmungen oder Schlangenlinien bedurft. Gegen
die Lawinen sind die Reisenden durch sogenannte Galerien geschützt, welche
entweder ausgemauert oder in den Felsen gesprengt sind, und worüber die
Lawinen hinausrutschen. Auch fehlt es nicht an Häuschen, sowohl zum
Aufenthalte der Leute, welche den Schnee wegzuräumen haben, als auch
zum Schutze für Reisende, welche von einenr Ungewitter überfallen wer-
den. Denn da sich die Höhe bis über die Gränze des ewigen Schnees
erhebt, so ist man davor auch im Sommer nicht sicher. Eule von diesen
Herbergen, welche zugleich Zoll- und Posthaus ist und 7700 Fuß hoch
liegt, dürfte wohl der höchste bewohnie Punkt in Europa sein. Dicht
neben dieser Straße erhebt sich der majestätische Orteles in die Wolken,
von glänzenden Gletschern umgeben. Obgleich dieser Berg nach den
neuesten Messungen nicht viel über 12000 Fuß hoch ist, so bleibt er dock
der höchste aller Berge auf deutschem Boden und seine Ersteigung ist fast
schwieriger als die des um drittbalbtausend Fuß höheren Montblanc.
14. Der Bodensee.
An Seen ist Deutschland, wenigstens das westliche, nicht reich
und nur einer, der zur Hälfte noch der Schweiz angehört, ist von
beträchtlicher Größe, der Bodensee. Dafür übertrifft derselbe an Natur-
schönheiten alle die zahlreichen Seen an der Küste der Ostsee und nur
wenige Seen der eigentlichen Schweiz können ihm vorgezogen werden.
Der Bodensee ist eigentlich Nichts weiter als eine Erweiterung des
Rheinbettes zu einem weiten und tiefen Becken. Aber freilich ist dies
Becken 7 Meilen lang und 2 Meilen breit und nimmt eine Fläche von
10 Quadratmeilen ein. Dabei ist die größeste Tiefe an 1000 Fuß ge-
funden worden. Man hat berechnet, daß wenn der Bodensee leer wäre,
der Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um ihn wieder zu füljen. Auf
dieser gewaltigen Wasserfläche gibt es denn auch Stürme, welche denen aus
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Italien Tyrol Italien Europa Deutschland Ostsee Rheinbettes Rhein
321
J,l dem Walliserlande finden sich viele Kretinen (Kreidlinge). So
nennt man Menschen, welche unbeschreiblich dumm, ekelhaffi und fast
stumm sind. Sie haben häßliche Glieder, breite Schultern und einen
ungeheuren Kopf und selten mehr Menschliches an sich, als einige Ähn-
lichkeit in der Gestalt. Viele sind so einfältig, daß sic gefüttert werden
müssen. Oft lernen sie nicht einmal Das, was jedes Thier lernt, näm-
lich ihre Wohnung finden und ihren Pfleger kennen. Glücklicherweise
überleben diese Geschöpfe selten das dreißigste Jahr. Merkwürdig ist es,
daß man Kretinen und die ungeheuren Kröpfe fast nur in Gebirgsge-
genden antrifft. Die Kretinen haben meist ganz weiße Haare und rothe
Augen.
Da der Schweizer durch seine Ehrlichkeit und Treue sich so rühm-
lich auszeichnet, so hatte man in neueren Zeiten in mehrerern Ländern
verschiedene Regimenter errichtet, welche aus lauter Schweizern bestanden.
In der französischen Revolution fielen viele solcher treuen Soldaten für
den König Ludwig Xvi., als das Volk das Schloß (die Tuilerien)
stürmte. Zum Andenken der damals gefallenen Schweizer ist in Luzern
ein Denkmal errichtet worden.
121. Die Nindviehzucht in der Schweiz.
Wer die Schweiz nie bereist hat, der hat doch gewiß schon von
dem Schweizerkäse und von den Schweizerkühen gehört, und wird
gern etwas Näheres darüber vernehmen. Deßhalb wollen wir hier-
das Schreiben eines jungen Mannes, welcher die Schwei; zum ersten
Male in seinem Leben besuchte, und welches sich vorzugsweise mit der
Rindviehzncht der Schweizer beschäftigt, mittheilen.
Liebe Eltern!
Nachdem ich seit vier Wochen dieses wunderbare Land durchwan-
dert und so viel Neues und Merkwürdiges gesehen habe, ist es Zeit
Euch Nachricht zu geben. Und gottlob! die Nachricht ist eine gute,
denn ich bin vollkommen gesund und habe den Zweck meiner Reise so
gut als nur immer möglich erreicht. Ich will Euch für diesmal nicht
die Städte aufzählen, welche ich besucht, nicht die Berge, welche ich
erstiegen habe, Das kann besser geschehen, wenn ich wieder bei Euch
bin und mit der Landkarte in der Hand erzählen kann. Auch die
schönen Aussichten von den hohen Alpen über die Thäler und klaren
Seen will ich jetzt nicht beschreiben, es ist mir zu schwer, ich muß
wenigstens mehr Zeit dazu haben. Allein einen Gegenstand, welcher
die Landwirthschaft angeht, und darum mich und Euch auf das höchste
interessirt, die 'Rindviehzucht in der Schweiz, will ich Euch in der
Kürze zu beschreiben suchen.
Ich meine hier nicht die Viehzucht in den wenigen ebenen Bezir-
ken des Schweizerlandes, denn diese gleicht so ziemlich der unsrigen.
Man zieht da so gut wie bei uns die Stallfütterung dem Weidegang
vor, und zwar um so mehr, weil man in einem Lande, wo noch frem-
des Getraide eingeführt werden muß, und wo doch auch etwas Wein-
bau getrieben wird, des Düngers so nothwendig bedarf. Anders ver-
hält es sich in den eigentlichen Berggegenden, dort wird die sogenannte
2k
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]